Die niedergelassene Radiologie ist im organisatorischen Umbruch. Das hat Gründe und das hat Folgen. Als Deutsche Radiologienetz AG beschreiben wir auf diesen Seiten beides. Und unsere Antwort darauf.
Die Einnahmen radiologischer Praxen sind ein Verteilungsergebnis von Versichertenbeiträgen, deren Dynamik sich aus Konjunktur und Beitragssätzen ergibt. An der Verteilung der Beiträge sind Radiologen praktisch nicht beteiligt. Die Einnahmen sinken seit 1994.
Die Kosten radiologischer Praxen sind das Ergebnis unternehmerischer Tätigkeit. Ihre Dynamik ergibt sich aus Inflation, Innovation und Marktmacht. Die Kosten steigen.
Radiologen von Honorar-Misere besonders betroffen
Die Honorarumsätze in der GKV sinken seit 1994. Radiologen sind besonders betroffen. Seit 2009 ist das Honorar je Radiologe nominal um 5% gesunken. Deutlich mehr als im Durchschnitt der Ärzteschaft (–2%).
Honorareinbußen 2009 – 2014
Inflationsbereinigt sind die Radiologenhonorare sogar zweistellig gesunken
Quellen: Honorarbericht KBV, Statistisches Bundesamt
Leistungen
Die Zahl der Untersuchungen mit bildgebenden Verfahren entwickelt sich rasant. Im untersuchten Zeitraum sind die Schnittbildleistungen insgesamt um 17% gestiegen, je Radiologe sogar um 23%. Zum Wachstum der Fallzahlen kommt die steigende Zahl der zu befundenden Bilder je Leistung.
Quelle: BARMER GEK Arztreport 2011, KBV Grunddaten 2006-2010, Bericht des Bewertungsausschusses 2009, Statistisches Bundesamt
Gegenläufige Entwicklung
Mehr Leistung für weniger Honorar zwingt die Radiologen zu Rationalisierung und Kostensenkung. Eine schwierige Aufgabe bei Knappheit an geeignetem Personal, langfristiger Kostenbindung der technischen Ausstattung und ohne Zugang zu direkt und frei anbietbaren Leistungen.
Arztbezogen, inflationsbereinigt
Innovationsdichte erhöht Kapitalaufwand
Die Radiologie steht an vorderster Front der rasanten medizinisch-technischen Innovation. Neue Technologien sind mit Investitionsrisiken verbunden. Kurze Innovationszyklen bringen die wirtschaftliche Abschreibung in Gefahr. Hohe Qualität erhöht so Kosten und Kapitalaufwand.
Unterrepräsentiert - Zuweiserabhängig - Kapitalgebunden
Die Radiologie ist abhängig wie kaum eine andere Arztgruppe: Abhängig von ärztlichen Selbstverwaltungsgremien, in denen die Radiologie mit nur 2% Stimmanteil immer unterrepräsentiert ist. Abhängig von Zuweisern, die zwischen Radiologen und Patienten entscheidend eingreifen, auch als „Teilgebietsradiologen“. Abhängig von kapitalintensiver Technologie, die ein flexibles Kostenmanagement erschwert.
Quelle: KBV/Arztregister
Management wird zur zentralen Ressource
Die Marktentwicklung erzwingt Rationalisierung. Die Besonderheiten der Radiologie erschweren Rationalisierung außerordentlich. Neben die qualitativ verantwortungsvolle medizinische Leistung des Radiologen als vereidigter Arzt drängt sich die immer größer werdende Verantwortung an den wirtschaftlich handelnden Praxisunternehmer.
Die niedergelassene Radiologie in Deutschland hat sich dem steigenden Reform- und Budgetdruck erfolgreich gestellt und stufenweise weiterentwickelt. Das diagnostische und therapeutische Angebot wurde komplettiert, die Kosten unter Kontrolle gebracht, die Qualitätsstandards verbessert. Im nächsten Schritt sind die Praxen gewachsen oder mit anderen Praxen verschmolzen. Durch den Zusammenschluss in überregionalen Verbünden und Netzwerken konnten weitere Optimierungspotenziale gehoben werden.
Als praxisindividuelle Verbesserungen weitgehend ausgeschöpft waren, setzte ein Trend zur Vergrößerung der Praxen ein. Von über 1.000 radiologischen Einzelpraxen im Jahr 2002 sind bis 2015 knapp ein Viertel übrig, die nur noch 8% der Ärzte stellen. Denn das Zusammenlegen von Kassenarztsitzen unter einen Gemeinschaftspraxisvertrag ermöglicht die Verteilung der Kosten auf mehr Kassenärzte.
Als die regionalen Möglichkeiten zur Zusammenlegung von Einzelpraxen in größere Gemeinschaftspraxen weitgehend ausgeschöpft waren, setzte die dritte Stufe der Rationalisierung ein. Große Gemeinschaftspraxen schließen sich zu überregionalen Verbünden und Netzwerken zusammen, die einerseits keine vollständige Integration und damit den Verzicht auf die Selbständigkeit verlangen. Andererseits bieten sie zusätzliche Rationalisierungspotentiale durch Einkaufsgemeinschaften, Benchmarking, berufspolitische Vertretung und den Austausch der Praxen untereinander.
Praxiskonsolidierung weitgehend abgeschlossen
Das Optimierungsproblem zwischen Kosten und Einnahmen ist nicht neu. Die Praxen haben darauf längst reagiert: Steigerung der Personaleffizienz, Optimierung von Prozessen, Einstieg in extrabudgetäre Kooperationen (z.B. Krankenhäuser, Mammographie-Screening, Präventionsleistungen), Nachverhandlungen mit Zulieferern für Geräte, IT, Praxisbedarf und Sonstiges oder Beschäftigung wirtschaftlich ausgebildeter „Praxismanager“ – jede der knapp 1.000 Praxen in Deutschland hat ihren Weg der Anpassung gesucht und gefunden. Mit unterschiedlichem Erfolg.
Die Megatrends im Gesundheitswesen lassen sich weder aufhalten noch umkehren. Die demographische Entwicklung erhöht die Nachfrage, das Beitragssatzniveau lässt keine zusätzlichen Einnahmen erwarten und der globale technologische Fortschritt beschleunigt sich weiter.
Insgesamt entwickeln sich die Herausforderungen dynamischer als ihre Lösungen! Und neue Herausforderungen warten…
Mit der Konsolidierung der Praxen ändert sich das Berufsbild des Radiologen. Die „Generation Y“ ist eher hedonistisch orientiert und meidet die Mühen und Unsicherheiten der Selbständigkeit. Größer gewordene Praxen müssen ihre inneren Organisationsstrukturen dem Wachstum anpassen und sich neuen Wettbewerbsbedingungen stellen, um erfolgreich am Markt bestehen zu können.
Das Berufsbild ändert sich
Die Radiologie ist vom Phänomen der „Generation Y“ besonders betroffen. Der – zunehmend weibliche - Nachwuchs sucht ein Arbeitsumfeld, das zu seinem Lebensstil passt. Mit festen Arbeitszeiten, flexiblen Arbeitszeitmodellen, hoher Arbeitszufriedenheit und klaren Karriereaussichten. Die „Work-Life-Balance“ ist längst wichtiger geworden als eine unsichere Selbständigkeit mit hohem Investitionsrisiko und Arbeitseinsatz.
Immer mehr junge Radiologinnen und Radiologen bevorzugen deshalb Anstellungen. In Krankenhäusern und vor allem in MVZ. Die Folgen sind unverkennbar: Die klassische Gemeinschaftspraxis altert, der Nachwuchs in der Niederlassung wird knapp, Praxen auf dem Land finden kaum noch Nachfolger und die Praxiswerte sinken.
Generation Y bevorzugt Anstellung in MVZ und Krankenhaus
Quelle: Arztreport 2015, KBV
Neues Verständnis von Selbständigkeit
Selbständigkeit als Freiberufler ist ein hohes Gut. Doch lässt sich das Ideal der persönlichen, eigenverantwortlichen und unabhängigen Leistungserbringung in stark arbeitsteiligen Praxen noch erhalten? Der durchschnittliche Anteil des Arztes an „seiner“ Praxis beträgt gerade noch 26%. Damit bleibt der Radiologe „selbständig“, allerdings in neuer Form als geschäftsführender Gesellschafter in einem Team von Ärzten.
Sichtbar wird diese Entwicklung an dem deutlichen Trend weg von der arztbezogenen Personengesellschaft. Die Zahl der MVZ-Gründungen steigt sprunghaft an.
Quelle: Arztreport 2015, KBV, Radiologienetz Deutschland
Megatrend MVZ
MVZ sind der am schnellsten wachsende Typ der Leistungserbringung. Es wundert nicht, dass die kapitalintensive Radiologie dabei Spitzenreiter unter allen Facharztgruppen ist. Bereits jeder vierte Radiologe arbeitet heute in einem MVZ. Doch die Zuweiser holen auf: Überdurchschnittlich viele Orthopäden und Internisten werden in MVZ tätig. Mit Auswirkungen auf das Zuweisungsverhalten?
Quelle: Arztreport 2015, KBV
Größe schafft neue Herausforderungen
Wachstum zwingt zu Arbeitsteilung und Spezialisierung. Damit erwachsen ganz neue Herausforderungen für die Praxisführung und für die Praxiskultur. Die internen Organisationsstrukturen in den Praxen wachsen oft nicht mit, dafür jedoch die resultierenden Probleme. Eine aktuelle Stichprobe unter 200 Radiologiepraxen in Deutschland zeigt, dass in fast 30% aller Praxen die persönlichen Beziehungen der Gesellschafter untereinander so belastet sind, dass die Praxisabläufe und der Praxiserfolg insgesamt darunter leiden.
Blick in die Zukunft
Der Radiologiemarkt wächst, aber nur große und stabile Verbände werden davon profitieren. Denn:
- Größe erlaubt bessere Wirtschaftlichkeit und höhere Qualität
- Größe gibt eine exklusive Verhandlungsposition mit Lieferanten und großen Kunden wie Krankenkassen oder Krankenhauskonzernen
- Die Diversifizierung durch viele Standorte minimiert das Risiko
Erfolgreiche Praxen haben in der DeRaG beste Perspektiven. Aber es gibt auch weniger erfolgreiche Praxen, die in der DeRaG eine gesicherte Zukunft finden. Viele Praxisinhaber machen sich Sorgen um die zukünftige Vergütung, um ihren Ausstieg und um das ungehemmte, potenziell bedrohliche Wachstum von Radiologieketten und Finanzinvestoren. Die DeRaG bietet Ihnen interessante Optionen!
Interessant ist die DeRaG auch für Praxen,
die mit akuten Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Wenn Sie:
- Keinen Nachfolger oder keinen Ersatz für einen erkrankten Radiologen finden, insbesondere:
- weil sie von einem oder wenigen Gesellschaftern gehalten werden und damit für Berufseinsteiger zu teuer sind
- weil gleich mehrere Gesellschafter aufhören wollen
- weil sie als Verbünde mit angestellten Ärzten bereits unfreiberufliche Firmenstrukturen aufgebaut haben, mit
- denen Jungradiologen überfordert wären
- weil sie als Verbünde mit angestellten Ärzten zurück in die freiberufliche Niederlassung wollen, aber keinen
- Finanzgeber, Manager finden, der sie dabei unterstützt
- An Krankenhäuser, Teilradiologen, Investoren oder Ketten verkaufen wollen
- Von Gesellschafterstreit zermürbt sind und ohne Rauskauf von Partnern nicht überleben
- Sich zu verschuldet fühlen und das Risiko nicht mehr tragen wollen (oder ihre Banken nicht)
- Notwendige Reinvestition oder Wachstum nicht mehr selber bezahlen wollen
- In wirtschaftliche Schieflage bis zur Insolvenz gekommen sind.
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